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Entbergung

Wollt euch bequemen, ihr trauten Ängste,

Strebt jetzt nach Wahrheit, nach mehr!

Wollt doch mein wohnliches Heim alsbald verlassen,

Wo ihr euch felsenfest einrichtetet, hinter

Den dicksten Mauern und Fenstern, den engen,

Schießscharten gleichend, hinter blickdichten

Gardinen der Seele – um mich zu wiegen

In trügender Sicherheit, Ängste, vor euch,

Die ihr Kerker und Schließer zugleich

Für mich wart, und meine Beschützer.

 

Wohl gabt ihr mir Nahrung, doch gerade so

Viel oder wenig, dass ich eurer nie satt ward.

Kärglich habt ihr den Bunker gestaltet, grad

Wohnlich genug, dass Sehnsucht kaum mich

Befiel. Wohl gabet ihr, Ängste, mir das Gefühl,

Gänzlich frei zu sein und Herr meiner selbst.

Und doch lieg ich geschnürt, zu ewiger Sendung

Unsterblich bereit, die indes ausbleibt.

 

Wahrheit seither lieget brach. Jahrzehnte

Droht euer heiliges Unwesen mir schon,

Dem schuldigen Opferlamm. Erkennt nun, wie

Selbst ich erkenne, dass unsere Zeit herum ist

Und Schatten zum Licht wird. Was bisher uns

Erhellte, die alte Fackel, wird nun gelöscht. Drum

Will ich euch Beine machen und treiben hinaus vor

Die Türe, die ich bis jetzt euch nur weise. Allein will

Ich sein und meinen seelischen Vorrang entbergen.

 

2024 alexander hans gusovius

 

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