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Futschland

Zwei Tage mit dem Kauf und der Zulassung eines Honda-SH-Rollers in Speyer zuge-bracht: aufschlussreiche Erlebnisse aus der Spätzeit der Bundesrepublik, beginnend mit einem noch jungen, aber sehr erfahrenen Händler, der schon als 19-Jähriger (!) das Geschäft gründete und es mit Fleiß und Einsatz etabliert und stets weiterentwickelt hat. Aufgrund der Lieferkettenproblematik könnte er aktuell jedoch kein Modell mehr verkaufen, hätte er sich nicht vorausschauend mit extrem viel Ware eingedeckt. Mitte 2022 bietet aber auch er vielfach nur noch Motorräder feil, die erst nächstes oder übernächstes Jahr gebaut werden, voraussichtlich. Zahlreiche andere Geschäfte haben schon die Pforten schließen müssen. Seine durchweg kompetenten und auffallend umgänglichen Mitarbeiter sehen wie er den Verfall der Branche und vieler anderer gesellschaftlicher Standards mit ungetrübtem Blick. Dabei sind sie teilweise noch sehr jung.


Menschen wie sie und der Inhaber gehören zur absoluten deutschen Leistungselite, die das Land lange am Laufen hielt und gerade noch hält, doch ihre Einsatzbereitschaft und ihr Enthusiasmus werden gezielt desavouiert und gegen die aggressiven, einfältigen Träumereien einer elitären Clique verhandelt, die noch erleben wird, dass man den Ast, auf dem man sitzt, besser nicht absägt. Der Zeitpunkt, bis zu dem es eine Umkehr geben könnte, ist längst passiert. Und so gleichen die Bilder bei der Zulassung, beim Kaffee am Supermarkt vielfach einer Matrix: allenthalben ist die Verunsicherung wie mit Händen zu greifen, nichts ist mehr fix und belastbar, eine Art hinnehmender Gleichgültigkeit steht in die Gesichter geschrieben, das Urvertrauen in die Gefügtheit der bundesrepublikanischen Verhältnisse ist verloren.

 
 
 

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