Selbsternannte Eliten verfügen nicht einmal über Mittelmaß, niemals. Der Glanz, den sie verstrahlen, ist polierter Kretinismus. Ihre Salons und Paläste sind mit Katzengold verkleidet. Hohl- und Triefäugigkeit ist ihr Gepräge.
Dass geistige Umbrüche von ausufernder Gewalt begleitet werden, rührt vom grundstürzenden Verlust der Sinnmitte her. Solch massive Desorientierung geht mit blank liegenden Nerven und immer steileren Erregungskurven einher, was archaische Selbstvergewisserung auf den Plan ruft, in Gestalt blutiger Erdung. Kennzeichnend ist auch der Rückfall in Tribalisierungen, ohne in Stammesdenken und -rituale klassischer Art zu münden, stattdessen subtilere Formen annehmend und gewalttätig grundierend: Sektiererei, Kader- und Korpsgeist, Elitendünkel, Frömmelei, Untergrundromantik, Abgötterei, Naturseligkeit.
Gewaltanwendung ist ungelebte Selbstverstümmelung, Mord und Totschlag sind übertragener Suizid: egal was man tut, alles hat immer auch selbstbezügliche Bedeutung.
Zu töten, um zu leben ist ein Kalkül, das nicht aufgeht. Ausnahmslos Leben vermag Leben hervorzubringen, die Heimstatt des Tötens ist das Nichts. Allein die Sphäre der Liebe ist fruchtbar und frei von Ödnis.
Übermoral und kultureller Verfall sind eins, Schuld ist beider großes Thema: zu allen Zeiten ein Fieberthermometer des Unbehagens, skaliert mit Spitzfindigkeiten, in unseren Tagen ein dialektisches Riesenrad, das sich aus der transzendenten Verankerung gelöst hat und außerhalb des Praters, alles zermalmend, davonrollt.
Dekadenz des Individualismus: man hat eine Meinung zu fast allem und tut sie gern kund. Vor allem auch zu sich selbst.
Der Niedergang der Moderne legt den materialistischen Webfehler von Aufklärung und Vernunft schonungslos offen. Fühlloses Denken und seelenlose Materie: die Kardinalsirrtümer der Moderne weisen uns immerhin den Weg in die kommende Epoche.
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