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Gedanken 2023, Woche 18

  1. Nur wer sich treu bleibt, ist der Wahrheit liebend gewachsen und lebt von ihr heiter durchdrungen.

  2. Über falsche Propheten, die die Zeichen der Zeit zu eigenen Zwecken verbiegen, geht die Zeit rasch hinweg. Wahre Prophetie entsteht erst beim Abgleich von Zeitzeichen mit künftig Vergangenem, ist wahres Scheiden von Kommenden aus immer schon Seiendem.

  3. Die Stürme des Lebens reißen alles entzwei, das nicht tief genug in ihm wurzelt: auch uns selbst.

  4. Zu verhalten äußert sich der Protest gegen die gezielte Auflösung bürgerlicher Rechte und die zunehmende Unsicherheit im öffentlichen Raum. Auch dort, wo er deutlicher vernehmbar wird, bleibt er im Gestus mahnender, anklagender Kritik stecken. Nur dass die Zeit, kritische Fragen aufzuwerfen oder auszudiskutieren, längst vorbei ist – wenn es dabei jemals um mehr ging, als die bürgerliche Wertewelt dialektisch so lang und intensiv zu löchern, bis sie unterging.

  5. Die Welt der Ahnen hält uns umfangen, wir sind ihr geistig und seelisch verhaftet und verfügen darum über alles, was die Mütter und Väter lebten und erkannten. Mit Eingebungen und Ahnungen nehmen wir Kontakt zu ihnen auf. Keine Ahnung zu haben bedeutet, von der Welt der Ahnen abgeschnitten zu sein.

  6. Die Vergangenheit ist ein Schmelztiegel von Gefühltem und Gedachtem, Geliebtem und Erlittenem, Erfahrenem und Geschautem, ein Erfahrungsschatz, aus dem wir weit jenseits des Geschriebenen und Gelehrten schöpfen. Wir fügen das Unsere zum Nutzen und Schaden kommender Zeiten hinzu.

 
 
 

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