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Autorenbildahgusovius

Gedanken 2023, Woche 7

(1) Den Warnern, Mahnern und Weltuntergangspropheten zufolge ist es bereits derart lange fünf vor zwölf, dass die Zeit inzwischen bis zum Platzen gestaut sein müsste. Und das ist sie auch, wenngleich anders.


(2) Der angebliche Philosoph Hariri ist keiner, definitiv. Vielmehr hat man ihn zu den nervtötenden, kerndummen Dampfplauderern à la Precht und Sloterdijk zu zählen, weshalb zur seelischen Entlastung die sonst sich verbietende Namenswortspielerei für dieses Mal gestattet sei: Harakiri, Knecht, Schotterdeich… Und Habermas? Sein Name sei Laberhans… Jedes Stuhlbein bringt mehr philosophisches Gewicht auf die Waage als diese vier Hohldrehenden. Doch nehmen wir an, so wenig wahrscheinlich es ist, sie wären Stuhlbeinen philosophisch ebenbürtig, dann würden die vier wenigstens noch ein dialektisches Sitzmöbel hergeben, um sich mit dem Arsch daraufzusetzen.


(3) Unter dem Deckmantel grün-sozialistischer Zeitenwendepolitik kehrt der verächtlich belehrende, autoritäre Duktus zurück. Das hässliche Deutschtum hatte sich bloß eine Auszeit genommen und darin klammheimlich die Seiten gewechselt. Jetzt ist es wieder da, und mit ihm Denunziantentum, Blockwartmentalität und der ewige Untertanengeist.


(4) In dunklen Zeiten beinah am schwersten zu ertragen ist, wie schamlos charakterliche Mängel und intellektuelle Minderleistungen ans Tageslicht drängen und sich in engster Verschlingung noch gegenseitig antreiben – was den Verdacht nährt, sie seien für das grassierende Elend konstitutiv.


(5) Wenn man erst begreift, dass dem Denken zu keiner Zeit mehr Klarheit als zu anderen Zeiten eigen war, sondern nur in Abhängigkeit von den jeweiligen Umständen tiefer oder zielorientierter, instinktiver oder selbstvergessener gedacht wurde, erklärt sich die durchschlagende Defizienz des aktuellen Denkens nicht aus einem Mangel an intellektueller Potenz, indem diese eben für keine Epoche höher oder niedriger zu veranschlagen ist als für die jetzige. Maßgebend für die Arglist und die Unzulänglichkeit des aktuellen Diskurses ist vielmehr eine allgemeine Haltlosigkeit im Denken, seine Boden- und Wurzellosigkeit, sein freies Dahintreiben im Ozean kalkulatorischer Möglichkeiten, seine gierige Grund- und Orientierungslosigkeit, zuzüglich einer Überheblichkeit, die auf wenig mehr gründet als auf ein paar billigen Syllogismen samt damit verbundener Zahlenbesoffenheit, flankiert von inflationärem Wert- und Wortgeklingel.


(6) In Eurem Wust von Werten ist kein Wert mehr viel wert.


(7) Würde der gesamte Zug der propagierten Zeitenwende morgen auf einen Schlag gestoppt, es wäre wenig gewonnen. Denn es müsste, was alles dahin geführt hat, gleichfalls gestoppt werden, als da wäre: geistiger Schlendrian, Missbrauch staatlicher Förderung, industrielle Vermessenheit, moralische Insolenz, grober Relativismus. Sonst wäre man rasch wieder da, wo wir heute sind. Eine echte Umkehr, man mache sich nichts vor, kann nur durch einen Totalzusammenbruch erreicht werden. Und der kürzeste und zugleich gründlichste Weg dahin ist der, den die angebliche Zeitenwende selbst einschlägt.

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