Sternzeichen Zwilling
- ahgusovius
- 7. Okt.
- 2 Min. Lesezeit
Sternzeichen Zwilling
Allein hineingeboren in die Welt,
Die mich in doppelter Gestalt erhält,
Ist all mein Sein vollends in mir gespiegelt,
Mein ganzes Sein weiß sich in mir versiegelt.
Ein Fluch ist‘s, Götter, und ein Segen,
Wenn man sich täglich kommt entgegen,
Und schmerzlich ringt um singuläre Form.
Solch Trachten sprengt die menschgemäße Norm.
Zugleich bin ich ein stürmisch-froher Geist,
Der hellauf jauchzt, gedoppelt um sich kreist,
Doch bin ich auch der einsamste von allen,
Ich weiß stets mir, kaum andern zu gefallen.
Indem ich Beifall habe schon von mir,
Leb ich zum einsam-eigenen Pläsier,
Erteile mir den höchsten Segen.
Nur ich alleine kann mich widerlegen.
Das widerstrebt den Menschen, die stets neiden
Und sich bevorzugt in den Lorbeer andrer kleiden,
So wird es schwer für mich in dieser Welt,
Daß jemand sich mir liebend beigesellt.
Nur andrer Zwilling weiß mich zu verstehen,
Nur er kann tief in meine Seele sehen.
Drum ziehen Zwillinge sich so gerne mächtig an,
Zu lösen sich aus Fluch und Bann,
Mit dem ihr, Götter, uns gesegnet habt,
Indem ihr gottgleich uns erschuft, begabt
Großes zu leisten, Eurem Bilde nach,
Zu tilgen eures Innern düstre Schmach
Des einsam über allem Schwebenden,
Des halb nur wahr, halb scheinbar Lebenden,
Des eitel sinnentleert in Gesten Harrenden,
Tyrannisch uns mit Allgewalten Narrenden.
Ihr habt mir euer totes Schicksal aufgeladen,
Zum Hanswurst mich gemacht von euren Gnaden.
Doch wehe euch, ich werd euch Furcht und Schrecken lehren
Und euren Götterglanz im Doppelschritt entehren.
Ich werd euch zwiefach stetig hinterfragen
Und über eure Scheinnatur nur Würdeloses sagen,
Ich will euch widerlegen, offenbaren als Tyrann,
So wie es einzig und allein der Zwilling kann.
© 2025 alexander hans gusovius
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