Liebe ist das zentrale, wenn nicht das einzige Erkenntnismedium, das uns zur Verfügung steht. Denn ohne liebendes, verständnisinniges Hinschauen, selbst auf Abgründe bezogen, wird man der komplexen, weitläufigen Sinnschichtungen der Welt oder, wenn man so sagen will, ihres göttlichen Plans nicht teilhaftig und vermag sich nicht darauf einzustellen, handelnd wie betrachtend.
Fakt ist aber auch im Kleineren: Was oder wen man nicht liebt, wenigstens ansatzweise, vermag man nicht angemessen zu sehen, allenfalls stark verfremdet und insofern so gut wie gar nicht, insbesondere nicht als es selbst. Zu weit greifen die Sinnstrukturen aus, die sich in allem manifestieren, um ohne Liebe, ohne Mitleid, ohne jegliche Empathie anderes als Zahlenwerte erfassen zu können, die aber kalt in die Irre führen und maximal manipulativ werden.
Ohne also auch nur den Hauch eines liebenden Gespürs für die Welt samt ihren Abgründen zu haben, sind wir taub, stumm und blind, nicht zuletzt für das, was Zahlenwerte wirklich mitteilen, und neutralisieren uns und andere damit, was einer schleichenden Zustimmung zu unserer Vernichtung gleichkommt, die über weite Strecken auch schon heillos ins Werk gesetzt ist.
Diese bedeutsame Eigenschaft der Liebe ist der Hintergrund fürs enzyklische Deus caritas est, für christliche Nächstenliebe, für sämtliche alt- und neutestamentarischen Liebeskontexte! Es geht bei alldem immer und ausschließlich darum, den Prozess des Erkennens an die Liebe zu knüpfen, Geist und Gefühl in eins zu setzen.
Wenn in der Bibel geschrieben steht: Und Adam erkannte sein Weib, und sie ward schwanger, dann verweist sie damit auf alles Erkennen in liebender Gebundenheit: es wird buchstäblich fruchtbar, und allein das zählt, allein dann sind Erkenntnisse nicht beliebig. Und darum ist Weihnachten als Fest der Liebe eben ein Fest höchster, gewissermaßen göttlicher Erkenntnis, dir wir uns sehr konkret oder ganz allgemein zueigen machen können.
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